Sternenkinder - wenn das Leben zu früh endet

Trauer kann man nicht sehen, nicht hören, kann sie nur fühlen. Sie ist ein Nebel, ohne Umrisse. Man möchte ihn packen und fortschieben, aber die Hand fasst ins Leere.

Kaum begann ihr Leben, ist es schon wieder zu Ende. Sternenkinder sind Kinder, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt gestorben sind.

Diese Babys, die das Leben nicht leben konnten, werden Sternenkinder genannt. Sie haben den Himmel gesehen, bevor sie das Licht der Welt erblickten.

Wenn Kinder im Bauch der Mutter oder kurz nach der Geburt sterben, ist dies für seine Eltern ein schwerer Schlag, ein zutiefst erschütterndes Ereignis, das die Welt ins Wanken bringt. Zusammen mit ihrem Kind stirbt seine ganze Zukunft. Viele Wünsche, Träume und Hoffnungen sind von einem auf den anderen Tag nichtig. Von einer Stunde auf die andere ist alles anders.

Nicht allein - und dennoch einsam

Je nach Statistik endet jede 6. bis 4. Schwangerschaft mit einem Sternenkind. Obwohl dies für viele Paare sehr einschneidende und schmerzhafte Erfahrungen sind, handelt es sich um Tabuthema. In vielen Ländern, auch in Deutschland, gehört es mehr oder weniger zu den sozialen Konventionen, erst nach dem dritten Monat von der Schwangerschaft zu erzählen. Nämlich dann, wenn das Risiko für ein Sternenkind nur noch sehr gering ist. Wenn es vorher zu einem Sternenkind kommt, bekommt das Umfeld oft gar nichts davon mit.

Meist trauen sich Frauen und Paare nicht, offen über ihr Sternenkind zu sprechen. Wenn sie es tun, weiß das Umfeld oft nicht, wie damit umgegangen werden kann. Dadurch bekommen verwaiste Eltern nicht die Unterstützung und Zuwendung, die sie brauchen und erholen sich in der Regel langsamer und schlechter.

Doch auch die Unterstützung und der Austausch zwischen den Eltern ist wichtig. Zum Beispiel hatten Frauen, die sechs Monate nach der Fehlgeburt immer noch stark trauerten, mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Partner, der nicht darüber sprechen wollte, als Frauen, die nach sechs Monaten den größten Schmerz überwunden haben.

Reden hilft - aber mit wem?

Alle Mitglieder des Pastoralteams stehen ihnen nach der Geburt eines Sternenkindes für Gespräche zur Verfügung. Gemeinsam können wir bei einem Gespräch auch überlegen, wie ein Abschiedsritual oder eine Beerdigung aussehen könnte.

Wenn Sie mit jemanden sprechen möchten, der Ihren Verlust aus eigener Erfahrung kennt, wenden Sie sich an Gemeindereferent Bastian Lauf, der nicht nur Vater von drei Kindern, sondern auch Vater von drei Sternenkindern ist.

Darüber hinaus gibt es im Stadtbereich Dortmund folgende Initiativen und Einrichtungen:

  • Dortmunder Initiative „Nur ein Hauch von Leben“ des ev. Bildungswerkes Tel. 0231 22962404 oder 0231 22962412  Mailadresse Gruppenleitung: g-bokermann@schwerte.de
  • Dortmunder Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern“  des ev. Bildungswerkes Tel. 0231 22962404 oder 0231 22962412 Mailadresse Gruppenleitung: heikeglienke@aol.com
  • Schwangerschaftsberatung SKF Dortmund-Hörde e.V. Tel. 0231 1848220

Lesenswertes, Erinnerungen und mehr

Tief im Herzen und fest an der Hand
Fest im Herzen lebt ihr weiter
Schmetterlingsflüstern
Tintenschmerz
Leben mit unserem Sternenkind
Viereinhalb Wochen
Nur ein Hauch von Leben
Das Land der Sternenkinder
Leise wie ein Schmetterling: Abschied vom fehlgeborenen Kind
Fehlgeburt – und dann…: Wieder nicht mehr guter Hoffnung
Ich hätte dich so gern gekannt
Irgendwie mein Leben
Gute Hoffnung – jähes Ende
Das Trauerbuch für Eltern

Leb wohl, lieber Dachs
Lilly ist ein Sternenkind
Psst! Ein Engel
Abschied von der kleinen Raupe
Sternenschwester
Mein Bruder sitzt auf Wolke 8
Joshua und der kleine Zugvogel
Emily und der Sternenrufer
Der verlorene Stern
Sternleins Reise
Mein Bruder ist ein Sternenkind

Hier gibt es eine verständliche und einfühlsame Geschichte für Geschwister als Video und Hörspiel 

Jo Eckhardt: Geliebtes Sternenkind
Klara Lenzen: Erinnerungen an Dich
Heike Wolter: Mit Liebe berühren (Erinnerungsalbum nach einem Schwangerschaftsabbruch)
Heike Wolter: Egal wie klein und zerbrechlich (Erinnerungsalbum für ein fehlgeborenes Kind)
Heike Wolter: Und wenn du dich getröstet hast (Erinnerungsalbum für ein stillgeborenes Kind)
Heike Wolter: Manchmal verlässt uns ein Kind (Erinnerungsalbum für ein früh verstorbenes Kind)

Candel Lightning Day - Weltweiter Tag der Erinnerung

Immer am zweiten Sonntag im Dezember findet der
„Candle Lighting Day“ statt – ein Erinnerungs- und Gedenktag für alle Sternenkinder Weltweit.

Eltern, Großeltern oder Geschwister, die ein Kind verloren haben, können am diesem Abend um 19.00 Uhr eine Kerze ins Fenster stellen. Über die verschiedenen Zeitzonen hinweg entsteht so eine Lichterkette, die sich einen Tag lang um die ganze Welt zieht.

In Deutschland wird die Initiative vor allen vom Bundesverband verwaister Eltern e. V. unterstützt, einem Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen trauernder Eltern. Der Verein beschreibt die vorgeschlagene Begehungsweise und die Bedeutung und Symbolik derselben wie folgt:

„[…] Ein Licht geht um die Welt. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren betroffene Familien um die ganze Welt um 19 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Jedes Licht im Fenster steht für ein Kind, welches verstorben ist und für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und das sie nie vergessen werden. […]“

„Das Licht steht auch für die Hoffnung, dass die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben lässt. Das Licht schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum anderen, von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land zum anderen. Es versichert Betroffene der Solidarität untereinander. Es wärmt ein wenig das kalt gewordene Leben und wird sich ausbreiten, wie es ein erster Sonnenstrahl am Morgen tut.“

Hinweise für Angehörige und Freunde

Über Sternenkinder wird viel zu wenig gesprochen. Betroffene schweigen aus den unterschiedlichsten Gründen über das traurige Ereignis. Und obwohl jede 6. bis 4. Schwangerschaft mit einem Sternenkind endet, ist es bis heute für viele ein Tabu darüber zu reden. Wenn mehr Frauen und Paare offen über ihr Sternenkind sprechen, hilft das nicht nur dieses Tabu zu brechen, sondern vor allem dabei den Schmerz und die Trauer zu verarbeiten.

Nicht-Betroffene fühlen sich dann oft unsicher und es fehlen ihnen die Worte. Sie wissen nicht, wie sie mit dem, was eigentlich nicht sein soll, umgehen können, welche Worte und welchen Trost sie den Eltern (und Geschwistern) aussprechen sollen. Oft gehen Bekannte, Freunde und selbst die Familie schnell wieder zum Alltag über.

Wenn Frauen und Paare über ihren Verlust sprechen, ist es wichtig, dass Sie sie und ihren Verlust ernst nehmen und nicht erwarten, dass die Trauer nach ein paar Wochen vorbei ist.

Außerdem ist es wichtig, welche Worte vom Umfeld gewählt werden. Mehrere Fallstudien mit verwaisten Eltern zeigen, dass sie den Verlust ihres Kindes während der Schwangerschaft nicht als Fehlgeburt, sondern als Verlust ihres Kindes erlebten. Wenn andere in ihrem Umfeld ebenso über ihren Verlust reden, wird dies meist als hilfreich empfunden.

Sätze die oft lieb gemeint sind, verletzten meist mehr als sie helfen. „Ihr seid ja noch jung, ihr könnt ja noch ein Kind bekommen.“ „Wer weiß, wofür es gut war!“ Werden Sterneneltern gefragt, was sie sich von ihrer Umgebung wünschen, dann sind dies oft (aber nicht immer) ganz einfache Dinge: Zuhören; in den Arm nehmen; und über das Baby sprechen dürfen – wieder und wieder.

Auch Fragen können meist gestellt werden. Wie sollte euer Kind heißen? War es ein Junge oder Mädchen? Sollen wir eine Kerze für euer Kind anzünden? Darüber hinaus ist Dasein das Wichtigste. Wenn verwaiste Eltern das Gefühl haben, dass ihre Familie und Freunde für sie da sind, sich kümmern, vielleicht einmal etwas zu essen vorbei bringen, dann hilft das in der ersten Trauer.

Bestattungsmöglichkeiten

Auf dem Dortmunder Hauptfriedhof gibt es für Sternkinder unter 500g das Angebot einer kostenlosen Gemeinschaftsbestattung in einem besonderen Bereich für Kindergräber (Feld 79).

Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung findet immer am 1. Dienstag im Monat um 14.00 Uhr in der östlichen
Trauerhalle des Hauptfriedhofes statt. Fällt dieser Termin auf einen arbeitsfreien Tag, erfolgt die Trauerfeier am 2. Dienstag des Monats.

Über die kostenlose Gemeinschaftsbestattung hinaus gibt es weitere individuelle kostenpflichtige Bestattungsmöglichkeiten:
• Erdbestattung in einem Gemeinschaftsfeld
• Erdbestattung in einem Kinderreihengrab
• Bestattung in einem vorhandenen Wahlgrab (z.B. im Grab der Großeltern)

Falls eine dieser individuellen Bestattungsmöglichkeiten gewählt wird, teilen Sie dies dem Krankenhaus bzw. dem Frauenarzt bitte mit. Das Krankenhaus bzw. die Hebamme wird dann eine für die Bestattung erforderliche Bescheinigung ausstellen, mit der dann ein Bestattungsinstitut der eigenen Wahl beauftragt werden kann.

Eltern haben das Recht, sich den Bestatter für ihr Sternenkind selbst auszusuchen. Wenn Ihnen ein Bestatter beim ersten Gespräch nicht sympathisch oder empathisch genug rüberkommt, brechen Sie ruhig das Gespräch ab und suchen Sie nach einem anderen! Gerade in dieser Situation sollten Sie sich besonders aufgehoben fühlen.

Beim sogenannten Einbetten, das heißt wenn Ihr Sternenkind in den Sarg gelegt wird, dürfen Sie dabei sein. Wenn Sie möchten, können Sie Ihr Kind für die Beerdigung fertig machen, es waschen und anziehen oder auch in eine Kuscheldecke hüllen. Ein Familienfoto oder ein Kuscheltier kann für die letzte Reise mit in den Sarg gelegt werden.
Sollten Sie Berührungsängste haben, übernimmt dies natürlich der Bestatter. Vielen Eltern (und Geschwistern) hilft es aber, sich so von Ihrem Kind zu verabschieden.

Weitere Informationen zur Sternkindbestattung sind im Elternbrief der Stadt Dortmund zu finden.

20. Dezember 2021

Eltern, Geschwister und Großeltern, die ein Kind während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder bald danach verloren haben, sind herzlich eingeladen: am Montag, den 20. Dezember, in die Kirche St. Joseph Berghofen. Um 17 Uhr feiern wir einen kleinen besonderen Gottesdienst und vorher sowie nachher, zwischen 15 und 19 Uhr, ist die Kirche offen: Verweilen. Ein Licht anzünden. Ein Sternchen zur leeren Krippe bringen. Vorbereiten auf die bevorstehende Herausforderung Weihnachten – in Trauer und Freude und allem, was dazwischen gerade ist.

Bringen Sie gern eine Laterne oder ein Windlicht mit, um sich das Friedenslicht mit nach Hause zu nehmen!