Wieso - Weshalb - Warum?

Die Fastenzeit dauert 40 Tage, Ostersonntag wir eine Woche lang gefeiert, und die Osterzeit dauert bis Pfingsten. Warum ist das eigentlich alles so?

Die Fastenzeit

Die Fastenzeit ist eine 40tägige Vorbereitungszeit vor Ostern. Sie wird auch vorösterliche Bußzeit genannt, und beginnt am Aschermittwoch.

In der Fastenzeit geht es nicht darum durch Verzichten gesünder zu leben und abzunehmen. Beides sind zwar angenehme Nebeneffekte des Verzichts, aber nicht  sein Sinn. Vielmehr geht es darum auf das eigene Leben zu schauen und folgendes zu Überprüfen: Was brauche ich wirklich? Was bringt mich weiter? Womit verschwende ich meine Zeit? Die Antworten auf diese Fragen lassen Dinge erkennen, die ich weglassen oder fördern kann, um somit mehr Zeit für das Wichtige und Wesentliche zu haben und Gott mehr Zeit und Platz im Leben einzuräumen.

Die Impulse dazu kommen vom Osterfest her: Was bedeutet es für mich, dass ich durch den Tod und die Auferstehung Jesu leben kann? Wo kommt diese Überzeugung in meinem Leben zum Ausdruck? Im Zentrum der Fastenzeit steht daher der persönliche Glaube.

Die Fastenzeit dauert 40 Tage, weil Jesus sich 40 Tage in die Wüste zurückzog und sich auf sein öffentlichen Wirken vorbereitet. Kalendarisch dauert die Fastenzeit länger als 40 Tage. Da jeder Sonntag aber ein kleines Osterfest ist, werden die Sonntage während der Fastenzeit nicht mitgehzählt.

Die Fastenzeit

Den Himmel milde stimmen

Früher war das ganze Kirchenjahr durchgetaktet und es gab genaue Speisevorschriften. So waren im Mittelalter gutes Essen und Musik, der Spaß an Spiel, Tanz und am Feiern nur erlaubt nach Fristen und Geboten.

So ging es mehr und mehr darum, beim Fasten nur nichts falsch zu machen. Und andersherum betrachtet: mit regelmäßigem Verzicht Gott zu gefallen. Verzicht war ein Mittel um den Himmel milde zu stimmen.

Aus heutiger Sicht ist natürlich nichts anderes als ein Bestechungsversuch und Unsinn. Denn der Himmel hängst nicht vom  Verzicht auf Fleisch oder andere Genüsse in der Fastenzeit ab. Eher gilt sie als Zeit der Einkehr, der Umkehr und Besinnung.

In diesem Sinne bedeutet Fasten, Gott gegenüber eine fragende Haltung einzunehmen und zu hören, was er zu sagen hat. Im Verzicht der Fastenzeit lebt die Erinnerung daran, dass wir es nicht immer allein und selber am besten wissen, was gut für uns ist.

 

Die andere Skizze von mir

Probehalber etwas anders zu machen – auch wenn es schwer fällt – kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es anders besser sein könnte. Eine Weile das zu vermeiden, womit wir sonst viel Zeit verbringen und uns besonders im Wege stehen, das setzt Kräfte frei.

So kann das Fasten ein jährlicher kleiner Entwurf sein: Was wäre wenn? Was wäre, wenn ich nicht jeden Abend auf dem Sofa zu bewegten Bildern einschlafen würde? Wenn ich jeden Tag eine neue Begegnung wagen würde, wenn ich vorwärts schauen würde, statt zurück? Die Skizze eines anderen Alltags, der Blick in eine andere Richtung, eine Perspektivverschiebung.

Diese Zeit im Kirchenjahr lebt auf Veränderung und Erneuerung hin.

Aschermittwoch und Karwoche

Die Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch: In den Gottesdiensten, die an diesem Tag gefeiert werden, wird den Gottesdienstteilnehmern mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet – Zeichen für die eigene Vergänglichkeit und die Bereitschaft zur Umkehr.

Die Woche vor Ostern wird Karwoche genannt. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, an dem des Einzugs Jesu in Jerusalem gefeiert wird: Nach Darstellung der Evangelien jubeln die Menschen ihm zu und streuen grüne Zweige vor ihm aus und bedecken den Boden mit Kleidern und Mänteln (wie eine Art roter Teppich). Daraus ist der Brauch entstanden, im Gottesdienst gesegnete und mit bunten Bändern geschmückte Palmzweige mit nach Hause zu nehmen und an ein Kreuz zu stecken.

Das Osterfest

Am Donnerstag der Karwoche, dem Gründonnerstag, beginnt die Feier der drei österlichen Tage. Am Gründonnerstag feiert die Kirche das letzte Abendmahl, dass Jesu am Abend vor seiner Festnahme mit seinen Jüngern gefeiert hat.

Am Karfreitag wird an das Leiden und der Tod Jesu am Kreuz erinnert.

Die Nacht von Samstag auf Sonntag wird Osternacht genannt. In ihr wird die Auferstehung Jesu und damit der endgültige Sieg des Lebens über den Tod gefeiert. Da die Auferstehung Jesu das wichtigste und schönste Fest der Kirche ist, und gleichzeitig auch der Kern unseren Glaubens, feiern wir auch nicht nur an einem Tag Ostern, sondern feiern 8 Tage lang durch.

Die Feier des Gründonnerstags, des Karfreitags und der Osternacht wirken zwar wie drei Gottesdienste, sind aber ein zusammenhängender Gottesdienst.

Die Osternacht war in der ersten Jahrhunderten der Kirche auch der einzige Tag, an dem getauft wurde. Nach der Taufe zogen die frischgetauften weiße Kleider an. Die weiße Kleidung sollte dabei an das Licht Jesu und das neue Leben durch die Taufe erinnern. 8 Tage lang wurde die weiße Kleidung getragen und am Sonntag nach Ostern abgelegt. Daher heißt der erste Sonntag nach Ostern bis heute auch weißer Sonntag.

 

Die Osterzeit

Doch auch am weißen Sonntag endet die Osterzeit noch nicht – noch lange nicht. Die Osterzeit umfasst insgesamt 50 Tage geht bis zum Pfingstfest.

Grund für die Fortdauer der Osterzeit sind Erzählungen der Evangelien, wonach Jesus nach seiner Auferstehung mehrfach den Jüngern und vielen anderen Menschen erschienen ist. Diese Zeit der Erscheinungen endet mit der Aufnahme Jesu in den Himmel. 40 Tage nach dem Osterfest wird daher Christi Himmelfahrt gefeiert.

Am Pfingstfest wird schließlich gefeiert, weil Gott den Heiligen Geist zu den Menschen schickt, um die Botschaft Jesu in den Menschen lebendig zu halten.